Mode kostet mehr, als wir dafür bezahlen

Mode kostet mehr, als wir dafür bezahlen

Wenn wir ein Kleidungsstück einkaufen, oft sehr billig, denken die meisten von uns nicht daran, welche Geschichte hinter der Produktion steckt. Der Film „Der wahre Preis der Mode“ („The true cost“), den die Evangelische Volkspartei Lenzburg-Seetal am 20. September in Lenzburg zeigte, sensibilisierte dafür.

Für die Besucher des Filmabends lag der Fokus nicht auf der Bereicherung weniger Männer auf Kosten vieler unterbezahlter Menschen, hauptsächlich Frauen. Sondern viel mehr auf dem oft nicht menschenwürdigen Leben, das daraus in Ländern wie Bangladesch, Kambodscha oder Indien bei den Fabrikarbeiter*innen resultiert. Die Abhängigkeit der Menschen von grossen Konzernen erstreckt sich über die ganze Wertschöpfungskette. Angefangen beim amerikanischen Landwirt, der das ertragreiche Baumwoll-Saatgut von Monsanto kaufen muss, weil es patentiert ist, und auch das Pflanzenschutzmittel von dort beziehen muss, weil nur dieses wirkt. Über die Betreiber von Spinnereien und Webereien, die ihre Angestellten in verschlossenen Fabriken halten, oft ohne Feiertage und Wochenenden, und mit allen Mitteln zu Loyalität zwingen, damit sie die Preise unterbieten können. Bis zu Regierungen, die Aufstände brutal niederschlagen, weil ihnen internationale Aufträge wichtiger sind als die Würde ihrer Bevölkerung.

Wenn wir die Geschichte unserer Alltagsprodukte erfahren, fühlen wir uns zuerst ohnmächtig. Die anschliessende Diskussion mit zwei Nationalratskandidierenden der EVPzeigte verschiedene Ansätze auf, wie wir etwas dagegen tun können. Gemäss Lilian Studer gibt es viele Marken, die auf anständige Produktionsbedingungen achten. Wir können besonders bei kleineren Ladenketten mit weniger bekannten Designerinnen einkaufen (also nicht H&M, Zara, Esprit, Tally Weijl oder Primark). Christian Minder aus Lenzburg meinte, die Hauptfrage müsse nicht lauten, „Ist das fair hergestellt?“, sondern „brauche ich das wirklich?“ Wir können mehr Teilen und Tauschen, Kleider schonungsvoller behandeln und länger tragen bis wir sie entsorgen, sowie einen eigenen Style entwickeln, um nicht jedem Trend folgen zu müssen.

Politisch vertritt die EVP die Meinung, Freihandelsabkommen sollen Klauseln bezüglich sozialer, ökologischer und menschenrechtlicher Standards enthalten. Die Partei machte sich stark für die Konzernverantwortungsinitiative bzw. einen griffigen Gegenvorschlag. Zudem gibt es in der EVP je eine Arbeitsgruppe, die sich mit ethischer Wirtschaft und Ausbeutung von Menschen befasst.

Das wichtigste, was wir persönlich tun können ist ein Bewusster Umgang mit unserem Materialismus. Der Abend hat klar zu mehr Achtsamkeit auf unser Konsumverhalten beigetragen.